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5.-20.6.2016
Zwischen Pfingst- und Sommerferien ist eine relativ ruhige Zeit in Sardinien. Das war schon im Jahr 2003 in Korsika so, bei Sigrids erster Motorradreise. Mit einem Wort – ideal für einen 2wöchigen Kurzurlaub; und ideal um dabei so nebenbei die neue F800GS einzufahren. Sigrid fährt also erstmals 2 Zylinder, während Andi die für ihn neue 1100GS (Bj.1994) ausprobiert. Wer hätte gedacht, daß wir eines Tages auf 2 BMW unterwegs sein würden!
Der Weg durch Italien ist wie immer kein Genuß. Der Autoverkehr erschlägt uns beinahe. Leben in Italien wirklich so viel mehr Menschen als bei uns? Rund um den Gardasee Auto an Auto und am Campingplatz Wohnmobil an Wohnmobil. Gut, daß wir hier nicht Urlaub machen müssen!
Die Nachtfähre von Livorno nach Olbia ist im Vergleich dazu die reinste Erholung, und das Frühstück genießen wir bereits in Sardinien, im lebendigen Städtchen Arzachena. Mhmm! Die heiße Schokolade zum Löffeln und der Kaffee schmecken hier zu Lande so gut, daß wir derartige Pausen zur Gewohnheit werden lassen.
Wir hatten ja leise Bedenken, daß Motorradfahren auf Sardinien langweilig sein könnte. Aber die gewundenen Straßen zerstreuen diese Bedenken schon am ersten Tag. Nahtlos kippen wir von einer Kurve in die andere, während am Straßenrand große gelb blühende Kakteen wachsen.
Es zieht uns zuerst in den Norden der Insel. Bei Santa Teresa am äußersten Zipfel Sardiniens machen wir einen ausgiebigen Spaziergang durch brusthohes Buschwerk mit vielen Eidechsen zu den kleinen von Felsen eingerahmten Meeresbuchten beim Capo Testa. Wir genießen einfach den frühen Sommer.
So wie auf den meisten unserer Europareisen, bestimmen unter anderem Wanderziele unsere Reiseroute. Daher steuern wir schon bald wieder ins Landesinnere. Wir kommen an reichlich Korkeichen vorbei, die z.T. von bunten Raupen kahl gefressen werden, die alles, was nur irgendwie nach oben zeigt, hinauf kriechen, also von unseren Hosenbeinen angefangen, über unser Zelt, bis zu den Motorrädern… ansonsten wäre unser Schlafplatz am Lago Lerno richtig romantisch gewesen. Rund die Hälfte der Nächte auf Sardinien verbringen wir ohne Campingplatz.
Nachdem die Insel ja nicht wirklich groß ist, kommen wir auch mit 60km/h auf kurvenreichen Nebenstrecken schnell voran. Über Bitti, Nuoro und Tonara handeln wir uns südwärts – der Weg ist das Ziel. Viele Dörfer sind steil und deren Gassen eng. Hier ist die Heimat des Fiat Panda. Vor allem ältere Exemplare sind sehr häufig, denn die Sarden sind nicht reich. Das Benzin ist leider teuer und gerade hier so sensationell schlecht – sprich mit Alkohol verdorben, daß man es sogar mit der 2-Zylinder Maschine unangenehm spürt.
Daß Sigrid beim Motorradfahren generell oft mit dem Einschlafen kämpft, ist nichts Neues. Aber so schlimm, wie auf dieser Reise war es noch nie. Weder das aufregende neue Motorrad, noch die kurvenreichen Straßen können das verhindern. Abhilfe schafft nur Red Bull oder ein sofortiger 15 Minuten Powerschlaf. Weil Andi in der Vergangenheit schon des Öfteren Mißverständnisse wegen dem reglosen Körper am Straßenrand aufklären mußte, haben wir diesmal einen entsprechend großen Vorrat an Red Bull im Gepäck.
Vom Passo Tascusi, wo es 2 Skilifte, aber fast nie Schnee gibt, machen wir uns auf den Weg zum höchsten Berg Sardiniens „Punta La Marmora“(immerhin 1834m), der eigentlich nur ein flacher Bergrücken ist, aber von besonders Berg- und Lauf-begeisterten Kühen bevölkert ist. Wir haben noch nie Kühe gesehen, die so schnell steile Berghänge hinauf und hinunter gelaufen sind.
Nach einer Nacht am Straßenrand einer kaum befahrenen Schotterpiste, besuchen wir Tags darauf den größten Tafelberg in der Gegend von Barùmini, um auf dessen Hochebene die kleinen Wildpferde zu besuchen. Sie lassen sich durch unsere Anwesenheit nicht stören.
Weiter südlich ins Flachland zieht es uns dann nicht mehr; stattdessen begeben wir uns langsam auf Richtung Ostküste. Wir nützen den halboffiziellen Übernachtungsplatz bei der Grotta de is Janas. Von Schweizern, die uns an diesem windig ungemütlichen Abend zu einem unterhaltsamen Essen in ihr Wohnmobil einladen, wird uns die Panoramastrecke von Seui zum Lago Alto Flumendosa ans Herz gelegt. Wunderschön, wie sich die schmale Straße so den Bergzug mit schroffen Felswänden entlang schlängelt. Und einmal taucht sogar ein Berg vor uns auf, der aussieht, wie einer aus dem „Monument Valley“. Schade, daß es nach 35km vorerst vorbei ist. Aber schon wenig später erreichen wir Villagrande, wo wir vergeblich Wegweiser nach Talàna suchen. Mit etwas Herumfragen gelangen wir trotzdem bald auf die richtige Stadt-Ausfahrt. 100m später ahnen wir schon den Grund für die mangelnde Beschilderung: Asphalt kaputt, fehlende Leitschienen,… So exponiert am steilen Berghang kann man an den Stellen, wo die Straße durch Felsstürze abgebrochen oder überschüttet ist, schon ein mulmiges Gefühl bekommen. Das einzige Fahrzeug, das wir sehen, ist ein Bagger.
Nach diesem kleinen Abenteuer kommen wir auf die touristische, aber zweifelsohne spektakuläre Ostküstenstraße: viele Kurven und Canyons rund um den Punta Scala Manna, und viel Tiefblick. 1 Mal Schwimmen und Übernachten in Cala Gonone – bevor wir uns kurz wieder ins Landesinnere verabschieden zu unserer schönsten Wanderung. Über eine schöne Ausflugsstraße erreichen wir den Fuß des „Punta Catirina“. Ein steiler Pfad führt uns schnell durch den Eichenwald hinauf. Über Wiesen erreichen die weißen Steinplatten des verkarsteten Gipfels und haben einen wunderbaren Rundblick. Für unsere letzte Nacht auf Sardinien haben wir die nette Campingwiese am Strand von Posada gewählt. Den darauffolgenden Tag verbringen wir auf diversen, z.T. ewig langen, Sandstränden, und Sigrid geht noch so oft wie möglich schwimmen, denn das Wasser hat wirklich Poolqualität.
Mit der Nachtfähre von Olbia geht es wieder zurück zum italienischen Festland.
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