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7.8.-19.9.2016

Zweiter Motorrad-Urlaub in diesem Jahr; diesmal kein Kurzurlaub sondern ein richtiger. Damit sollte unser Sommer extrem lang und warm werden.

Wieder darf die neue F800 GS mit auf die Reise, während Andi diesmal seine Ténéré nimmt.

Über St. Moritz, wo es leider kalt und regnerisch ist, fahren wir nach Zermatt, wo wir das Matterhorn bei 2 langen Wanderungen von allen Seiten bewundern können. Die folgenden 4 Wochen scheint die Sonne täglich für uns. Das ist natürlich ideal für das endlose Kurvenfahren über diverse schweizer und französische Alpenpässe. Dabei statten wir auch Val d’Isere für eine Wanderung einen Besuch ab, bevor es über den immerhin 2770m hohen Col d’Iseran langsam in Richtung Südfrankreich geht. Das saftige Grün der Wiesen geht in trocken gelb über. Und anstatt Pässe in Kehren hochzuarbeiten, schlängeln wir uns nun durch z.T. sehr tiefe Schluchten, wie z.B. den Gorge de l‘Ardèche, und kommen an kühnen Befestigungsanlagen und Burgen vorbei. Auch hier ist der Kurvenreichtum enorm. Im Cévennes Nationalpark  sind die Straßen z.T. so schmal, daß kaum 2 Autos aneinander vorbei kommen und fast überhaupt niemand unterwegs ist. Glücklicherweise treffen wir genau die richtigen Leute, als uns der der Sprit ausgeht. In diesem Teil Frankreichs sind Tankstellen nämlich sehr dünn gesäht. Westlich von Florac kommen wir auf eine Hochebene, die uns sofort an Idaho/USA erinnert. Leider dauert dieses extreme Freiheitsgefühl nur eine Stunde, dann ist dieses offene Land mit dem weiten Horizont und der Farm im Hintergrund schon wieder vorbei. Ein Schild warnt uns: „Schwierige und gefährliche Strecke!“  Und tatsächlich – das Plateau bricht  plötzlich beinahe senkrecht ab. Und während wir in engen Haarnadelkurven nach Les Vignes hinunter fahren, schweben über uns majestätisch etliche Geier. Unsere Route über Pont de Salars und das sehr nette Städtchen Marciac ist wunderbar ruhig. Die kleinen Landstraßen sind gesäumt von Sonnenblumen-, Maisfeldern und Rinderweiden. Diesen Teil Südfrankreichs werden wir bestimmt irgendwann noch einmal besuchen.
Über die mit Adlerfarn bewachsene Hügelkette des Passo Ispeguy (630m) kommen wir nach Spanien, wo gleich vieles anders ist: Die Ortschaften sind größer, quirliger und enger beisammen. Auf die Straßenbeschilderung wird scheinbar oft vergessen bzw. kennt man die Strecken, wenn man hier wohnt. Für uns ist das natürlich nervig. Kleine Punkte auf unserer Straßenkarte sind nicht wie bisher Dörfer, sondern oft Städte mit häßlichen Wohnbauten und Industrie. Als wir in der Gegend von Beasain, Bergara unterwegs sind, kommt uns der Verdacht, daß hier mit jedem Kilometer Straße viel Geld verdient wurde. Es herrscht ein unglaubliches Gewirr an talüberspannenden Autobahnbrücken und parallel verlaufenden Bundesstraßen. Das gefällt uns natürlich überhaupt nicht. Wir sehen keinen Sinn, auf diese Art Spanien zweimal zu durchqueren, nur, um kurz in Portugal hinein zu schnuppern. Wozu sollen wir uns das antun? Für den Abstecher hatten wir sowieso nur 1 Urlaubswoche veranschlagt gehabt und meinen jetzt, daß diese in den Pyrenäen – unserem eigentlichen Hauptziel – wohl besser investiert ist.
Wir dürften da eine etwas unglückliche Route erwischt haben, denn der Schwenk nach Süden und später nach Osten versöhnt uns mit Spanien wieder. Dort kommen wir nämlich zum Badesee von Ullibarri und durch den Urbasa Nationalpark. Der Abend inmitten einsamer Stoppelfelder bei einem verfallenen Kloster, umringt von hunderten kleinen weißen Gehäuseschnecken ist auch etwas Besonderes.
Am nächsten Tag erreichen wir von Süden her die Pyrenäen, die ja die Grenze zwischen Spanien und Frankreich bilden. Durch das Tal von Roncal hinauf zum Col de la Pierre St.Martin Gouffre(1760m) wird es endlich wieder ein bißchen kühler.
Accous im Vallée d´Aspe ist ein guter Ausgangspunkt für unsere ersten Pyrenäen-Wanderungen, und es ist ein Dorf mit besonderem Flair am Rande einer wunderschönen Talsohle. Die Häuser mit den dicken Steinmauern aus dem 16. Und 17.Jahrhundert sind nicht wie in anderen Teilen der Grenzregion verlassen, u.a. weil sich einige reichere Franzosen hier eingekauft haben.
Bei der ersten Wanderung auf den Pic d´Arlet (2218m) und ins schöne Hochtal Aguas Tuertas merken wir schnell, daß es hier in den Pyrenäen nur wenige Blumen gibt, und daß man in der Kernzone des Nationalparks (wozu weite Teile der Pyrenäen gehören) nicht viel außer Wandern tun darf. Mountainbiken ist untersagt, und auf der französischen Seite dürfen Hunde nicht einmal angeleint mitkommen. Das beständige Wetter ist dagegen ein großer Pluspunkt.
Von Laruns im Valle d‘Ossau aus, das nur einen halben Motorradtag entfernt ist, können wir die nächsten Wanderungen machen, bevor wir auf die spanische Seite in den Ordesa-Nationalpark wechseln. In dem langen autofreien Tal bei Torla, das von steilen Bergflanken eingerahmt ist, sind Horden von Spaziergängern unterwegs. Wir sehen uns die Gegend lieber von einem Höhenweg aus an. Am nächsten Tag machen wir eine Motorradtour in die heiße Gegend südlich des Nationalparks, wo viele Dörfer verlassen und die Straßen schlecht sind. Auf der Suche nach Arbeit sind beinahe alle Einheimischen weggezogen. In Nerin lassen wir die Motorräder stehen, um über schattenlose Buchsbaumhänge auf den – unvermutet spektakulären – Pico Mondoto zu gehen. Die Pückseite des Berges fällt nämlich senkrecht ab.

Während die Campingplätze in Frankreich sehr billig und schön sind, sind sie hier in Spanien für Motorradfahrer sehr teuer, weil pro Motorrad meist der Autopreis verlangt wird und wir daher mit unserem kleinen Zelt oft mehr als ein großes Wohnmobil zahlen müßten. Es bedarf jedesmal Überredungskunst, um das zweite Motorrad gratis mitnehmen zu dürfen.

Das Highlight unserer Pyrenäenwanderungen ist die „Faja de la Tormosa“ . Der einsame schmale Höhenweg durch steile Blumenwiesen steuert direkt auf die durch viele bunte Gesteinsschichten gegliederten 3000er am Ende des Pineta Tals zu, bevor er am Talschluß neben dem Marboré Wasserfall steil hinunter führt. Unterwegs gibt es flächendeckend Edelweiß, Eisenhut oder die schon verblühten blauen Schwertlilien. Auf den Nordosthängen wachsen neben dem Weg Mauermiere und Zwerg-Schleierkraut – also meine Dachterrassen-Blumen hier in freier Wildbahn!
Die endlose-Autoschlangen-Meldungen von Andorra lassen uns im letzten Moment doch noch einen Bogen um das kleine Land mit dem extremen Einkaufstourismus machen. Wieder in Frankreich, bleiben wir 2 Nächte auf dem Wild-West-Camping bei Formigueres . Der weitläufige lichte Föhrenwald dieser Hochebene hat tatsächlich etwas von Kanada. Wir nehmen uns die Zeit für eine letzte Bergwanderung bevor wir den von Menschen und Autos überbevölkerten Teil Südfrankreichs um das Rhone-Delta und Marseille durchqueren. Die vielen Kreisverkehre und Abzweigungen machen uns ohne GPS ganz schwindlig bis wir die Verdon Schlucht erreichen. Da oben an den gestreiften Felswänden entlang zu fahren ist auch wirklich eindrucksvoll und die Dimension überraschend.
Damit haben wir auch die französischen Alpen schon fast wieder erreicht: Der schmale Col d’Allos (2240m) als Einleitung, Col de Vars und dann weiter zu den bizarren Felstürmchen des Col d’Izoard (2360m).
Während auf der selben Paßstraße zum Col du Galibier (2686m) auf der Herfahrt noch der sportliche Ehrgeiz (u.a. wegen der zahlreichen anderen Verkehrsteilnehmer) überwog, so verleitet die Ruhe der Nachsaison gegen Ende unserer Reise zum sehr gemütlichen Dahin-Cruisen, nicht ohne sentimentale Gedanken: Abschied vom Sommer, langsamer Abschied von den Bergen. Aber noch ist es nicht so weit, und in den darauffolgenden Tagen erleben wir noch viele schöne Alpenpässe ohne Sommertouristen. Den fast wolkenlosen Mont Blanc bestaunen wir aus nächster Nähe, bevor wir zu den noch immer saftig grünen Wiesen und den verstreuten Holzhäusern bei Gstaad und dem See von Innerlaken kommen, dessen Nordufer noch weitgehend unverbaut zum Schwimmen einladen. Das ist eben die Schweiz: teuer, aber deutlich ruhiger als die angrenzenden EU-Staaten.
Nach einem unvergeßlichen Gletscherblick  im föhnigen Abendlicht am Sustenpaß (2259m), holt uns über Nacht die erste kalte Regenfront ein, die wohl das Ende des Bergsommers bedeutet. Der anhaltende Fön in Tirol schlägt der Front noch 2 Tage lang ein Schnippchen, was wir perfekt ausnützen, um z.B. über den Kaunerberg ins Pitztal, vom Ötztal übers Kühtai und vom Zillertal über den Gerlospaß noch einmal schöne Motorradstrecken zu fahren. Nach 6 Wochen sind wir wieder zu Hause.

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