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8.-25.2.2009
Bei diesem Reiseabschnitt vermuteten wir von Haus aus, dass er mit dem bis dahin erlebten nur schwer konkurrieren wird koennen. Kurz nach der Verlassen der Faehre ueber die Magellanstrasse beginnt die „Ruta 3“. Vor uns liegen 3000km mehr oder weniger schnurgerader Asphalt bis Buenos Aires, und wir sollten uns dafuer viel Zeit lassen. Denn fuer das darauf folgende Reiseziel – der Amazonas – ist noch nicht die richtige Jahreszeit. Wir hatten von anderen Reisenden ja schon gehoert, dass die „Ruta 3“ sehr langweilig ist, aber auch weiter im Landesinneren ist es kaum spannender. Wir hatten nicht gedacht, dass es ausserhalb der wenigen Staedte ueberhaupt nichts gibt; keine Haeuser, keine Baeume, ja kaum Plaetze zum Rasten. Die Landschaft ist so eintoenig flach, dass man 20x/Tag ein Foto machen koennte, und nur anhand der Wolken wuerden sich die Bilder unterscheiden. Als Mitteleuropaeer kann man sich das gar nicht vorstellen! Das einzige, was uns nicht am Motorrad einschlafen laesst, ist der anhaltend starke Seitenwind. Natuerlich nehmen wir unter diesen Umstaenden jede Moeglichkeit zu einer Abwechslung wahr. Die erste finden wir im „Bosque Petrificado“(Versteinerter Wald). Wenn man sich die heutige Steinwueste ansieht, faellt es nicht leicht, sich den Araucarien-Wald vorzustellen, der hier vor 150 Mio. Jahren stand. Vom Wind gefaellt und von Vulkanasche begraben, versteinerten die Baeume. Erosion machte einige Staemme wieder fuer uns sichtbar. Die Nacht verbringen wir diesmal bei einer nahen Estancia und stossen dabei auf das „Rollende Hotel“: ein Reisebus mit einem Monster-Anhaenger. Als wir eingeladen werden, den Anhaenger zu besichtigen, keimt in uns das Gefuehl, das Schlaflager einer Berghuette zu betreten. Jeder der 35 Reisenden hat eine duennwandige 70x70x200cm Schlafkoje; 3 uebereinander. Wahrscheinlich muss man sich erst an dieses Sardinenbuechsen-Schlafgefuehl gewoehnen, aber anscheinend macht es suechtig. Denn die meisten „Rotel-Tours“-Gaeste sind Wiederholungstaeter. Reiseleiter Claus versorgt auch uns mit einem grossen Topf Suppe. Wir haben einen recht witzigen Abend mit dieser deutsch-oesterreichischen Gruppe (durchwegs aelteren Semesters), die die naechsten 5 Wochen alles gemeinsam erleben wird.
Wir versuchen weiterhin die „Ruta 3“ so oft wie moeglich zu verlassen. Die Bootstour in Puerto Deseado bringt uns das Leben der vielen verschiedenen Seevoegel nahe. Den sommerlichen Alltag der Magellan-Pinguine erleben wir dann in Dos Bahias, nahe Camarones. Neugierig schauen sie uns zu, wie wir so zwischen ihnen die Laufstege entlang gehen. Da bekommen wir fast das Gefuehl, wie wenn WIR eine Attraktion fuer SIE waeren. Den Winter verbringen diese netten Kreaturen ausschliesslich schwimmend und tauchend im Meer bei Brasilien. Am Campingplatz von Camarones treffen wir auch Lisi und Andi wieder, die uns unterwegs so verrueckt angehupt hatten. Eh klar – Wiener! Allerdings gut getarnt in einem chilenischen Leih-Auto. Nach diesem Abend bekommen wir wieder richtig Lust auf daheim ...., denn den „Wiener Schmaeh“ gibts eben nur dort! Auf der Weiterfahrt nach Norden lassen wir natuerlich auch die Peninsula Valdez nicht aus. An deren Steilkueste gibt es unter anderem viele See-Elefanten. Die bis zu 5 Tonnen schweren Tiere koennen sich an Land nur mit grosser Anstrengung fortbewegen. Daher sieht man sie die meiste Zeit wie faule Saecke am Strand herumliegen. Mehr Spass scheinen die Seehunde zu haben: Vorallem die Halbwuechsigen balgen ausgelassen im seichten Wasser herum. Als die Flut hereinkommt, ist damit aber Schluss. Es beginnt ein allgemeines beunruhigt klingendes Bloeken (so wie Schafe). Denn mit der Flut sind auch die Orcas nicht weit. Allerdings sehen wir an diesem Tag keinen Angriff.
Die Kaelte liessen wir schon bei Comodoro Rivadavia hinter uns; der Wind ist aber erst noerdlich des Rio Colorado vorbei. Von dort an bekommt auch die Landschaft wieder ein Gesicht. Die niedrigen Dornenstraeucher weichen gruenem Gras am Strassenrand. Schon bald erreichen wir die Sierra de la Ventana, ein uraltes Gebirge aus Basalt und Granit mit zirka 1000m hohen Bergen. Die Bestimmungen fuer Wanderer sind aber hart. Sehr gewissenhaft kontrolliert der Ranger unsere Ausruestung und erklaert uns den eh deppensicheren Weg. Scheinbar hat er mit den Argentiniern schon interessante Erfahrungen gemacht. Nur ausnahmsweise duerfen wir den 1½ stuendigen Aufstieg auch nach 11:00 noch beginnen. Wir haben aber die Anweisung, sofort umzukehren, wenn uns derRanger, der um 13:30 vom Gipfel ins Tal startet, entgegenkommt. Dieser wird dafuer sorgen, dass alle Wanderer wieder heil hinunter kommen.
300km südlich von Buenos Aires , in Azul, haben wir den perfekten Platz gefunden, um unsere Motorräder 2-3 Wochen rasten zu lassen: Die „La Posta del Viajeros en Moto“. Diese Institution fuer Motorradreisende haben wir dem immer fröhlichen Jorge zu verdanken. Sein Garten ist im Laufe der Jahre die temporäre Heimat vieler Reisender gewesen und ein guter Platz andere zu treffen. Wir werden von hier aus auch Buenos Aires mit dem Zug besuchen.
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